Etappe 26: Lodrino - Santuario de Conche | |
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Distanz/ Gehzeit | 22km / 6:45 Std. |
Höhenmeter | 3.800 m (2.200m Auf- und 1.600m Abstieg) |
Dauer (addiert) | B&B in Lodrino 765m - Gipfel Punta di Reai 1.246m (1:30h) - Passata di Vallazo 1.186m (2h) Gipfel Corna di Sonclino 1.352m (2:45h) - Passate Brutte 1.283m (3:30h) - Sattel La Brocca westlich vom Monte Pealba 1.194m (4:30h) - Passo del Cavallo (Hauptstraßenquerung) 751m (5:15h) - kl. Kapelle Eremo di San Giogio 1.103m (6:15h) - Santuario de Conche 1.083m (6:45h) |
Karten |
Kompass Wanderkarten: WK 106 Lago d'Iseo-Valle Trompia-Francia und WK 103 Le Tre Valli Bresciane Online Karten GPS-Track |
Ausgeschlafen wandere ich am nächsten Morgen vom B&B los. Es ist morgens schon richtig warm, geschätzte 25 Grad - und mein Rucksack ist deutlich schwerer als sonst von den zahlreichen Obst- und Gemüseeinkäufen im Supermarkt. An der nahe gelegenen Post in Lodrino lege ich noch einen Zwischenstopp ein, um Briefmarken zu kaufen. In der Post steht eine Waage, auf die ich aus Interesse meinen Rucksack stelle. 17,5kg stelle ich entsetzt fest. Ok, 3,5 Liter Wasser habe ich dabei und die erwähnten schweren Einkäufe, aber das ist eigentlich definitiv zu viel. Aber ich habe auch keine Lust, meine Leckereien wegzuwerfen. Daher gehe ich weiter hinunter bis zur die Hauptstraße und folge ihr nach links. Nach etwa 500m biegt in einer steilen Linkskurve der Sentiero 3V rechts ab. Zwei Optionen stehen zur Wahl: die Variante bassa (die gemächlich den Berg hinauf geht) oder die Hochvariante über den Grat und einige Zwischengipfel, die ich wähle.
Die Straße wird bald zu einem Forstweg, von dem links und steil meine Variante nach oben führt. Es geht durch Wald und dichte Büsche. Über den schmalen Pfad haben gefühlt tausende Spinnen ihre Netze gespannt, die mir nach und nach vor dem Gesicht baumeln. Sehr nervig. Außerdem scheint die Sonne in den Hang, die Feuchtigkeit der Nacht verdunstet im Wäldchen schnell und sorgt für dicke, schwüle Luft.
Immer weiter geht es bergauf. Mit zunehmender Höhe nimmt die Dichte der Büsche ab und ich wandere durch Gräser und später den Grat hinauf.
Zwischendurch öffnet sich der Blick auf Lodrino mit seinem Passo del Cavada und ich sehe, wie viele Höhenmeter ich schon geschafft habe.
Nach 1,5 Stunden schweißtreibenden Aufstieg habe ich den ersten Zwischengipfel Punta die Reai (1.350m) erreicht. Hier das Panorama Richtung Westen über die grünen Hänge.
Nun geht es über Stock und Stein und zwischen Bäumen hindurch immer weiter Richtung Süden auf dem Grat, der links und rechts aber nicht sonderlich steil abfällt. Ich überquere einen weiteren kleinen Zwischengipfel (Punta Ortosei, 1.275m) und stoße bald auf die Passata di Vallazo, auf die auch die Variante Bassa des 3V stößt. Weiter geht es in groben Schlangenlinien mal links, mal rechts und mal direkt auf dem Grat entlang. Meist sind die nächsten Meter gut zu übersehen.
Links und rechts liegen immer wieder kleine Hütten mit teilweise martialisch aussehenden Schießständen für die Jagd.
Der Pfad führt bergauf und bergab bis zum kleinen Gipfelkreuz des Corna di Sonclino (1.352m) an dem ich die erste ausgiebige Rast einlege, und zwar mit diesem Panorama Richtung Süden und meinen weiteren Weg:
Etwa 500 m südlich des kleinen Gipfels passiere ich linksliegend eine kleine Kapelle, in der sich auch die Jäger ein kleines Denkmal gesetzt haben.
Ich folge geradeaus dem Pfad, der zeitweilig entlang einer kleinen Straße führt und dann wieder in einen Pfad durch die Natur übergeht. Kurz hinter einem schönen kleinen Privathaus auf dem Passate Brutte zweigt sich der 3V nochmals in eine Variante Bassa und Alta. Auf der Kompass-Karte ist die Variante Alte die Standardvariante, die Ausschilderung sieht aber die Talvariante als Standard vor. Da ich den Grat vorziehe, klettere ich die Alta Variante entlang.
Zunächst nur wenig anstrengend führt sie vorbei an einer kleinen Hütte, dessen Besitzer schnarchend in der Hängematte davor liegt. Kurz dahinter thront auf einem Gipfel eine Marienstatue (Madonna die Facqua), die dem Städtchen Lumezzane im Tal zugewandt ist.
Dahinter geht die Kraxelei aber richtig los. Ich zwänge mich durch Büsche, der Grat ist nun richtig ausgesetzt, die Steine teilweise wackelig, an manchen Stellen geht es links und rechts tödlich steil hinab. An einigen Stellen hängen Nylon-Seile, ohne die man die kleinen Höhenunterschiede nur schwerlich überwinden kann. Es dauert ewig und ich denke stets, dass mir der Weg wirklich zu ungesichert ist und will mehrmals umdrehen. Hinzu kommt, dass ich überhaupt nicht übersehen kann, wie weit ich den Grat noch entlang klettern muss.
Dann kommt eine schmale Felsenstelle, in die ich hinabspringen müsste. Und zwar ohne Rucksack, weil ich mit Gepäck auf dem Rücken zu breit für die schmale Stelle wäre. Auf dem Bild sieht es nicht steil und hoch aus, aber das ist es!
Mir ist klar, dass ich die Stelle vermutlich nicht wieder hoch komme. Und da ich nicht weiß, welche Überraschungen der Weg noch parat hat und wann er wieder auf die Talvariante des 3V stößt, drehe ich das erste Mal auf meiner Alpenüberquerung - und schweren Herzens - um. Wie ich nun weiß, war ich knapp vor dem Ende der Alta-Variante, aber was hilfts. Durch diesen schweiß- und nervenaufreibenden Umweg "verliere" ich 1,5 Stunden und wertvolles Wasser.
Zurück am Passate Brutte nehme ich den entspannten und breiten Weg durch den Wald.
Vorbei an einer weiteren Hütte biege ich am Sattel Brocco rechts ab. Nun verliert der Weg zügig an Höhe und geht weiter unten in eine kleine Straße über, die ich auf den Serpentinen hinunter bis zum Passo del Cavallo hinunter gehe. An diesem Pass quert die fette Landstraße SP 79 den L1. Leider gehen die Wasservorräte in meinem Camelback hier auch zur Neige und ich nippe an meiner zusätzlichen 0,5-Literflasche, der Notreserve. Denn ich habe noch einige Kilometer vor mir. Wasserauffüllen war zwischendurch leider nirgends möglich.
Auf der anderen Straßenseite der SP 79 geht es bald wieder bergauf, zunächst auf einer kleinen Straße (vorbei an einem leider nicht mehr betriebenem Restaurant), dann wieder auf einem sehr steil nach oben ziehenden Trampelpfad. Langsam bin ich ein bisschen erschöpft und die Wasserknappheit nervt. Nach etwa 400m Höhenmeter erreicht man wieder einen kleinen Sattel, dann geht es wechselnd bergauf und bergab, bis man vor der kleinen Kapelle Eremo di San Giogio auf einem kleinen Gipfel steht.
In einer Mauer der Kapelle ist ein Brunnen mit quitschendem kleinm Schöpfrad samt Wassereimer angebracht. Doch das Wasser riecht total muffig, darauf verzichte ich trotz meines Durstes.
Etwa 200m hinter der kleinen Kapelle sieht man tatsächlich das erste Mal die Adria (so dachte ich zumindest, aber ist doch "nur" der Gardasee, worauf man mich später freundlich hinwies). Die Alpenüberquerung ist fast geschafft. Yeah!.
Noch eine halbe Stunde und dann erreiche ich nach 10 Stunden Fußmarsch endlich das Eingangstor des Klosters Santuario de Conche.
Links vom Innenhof gehts ins Restaurant.
Um 18 Uhr bin ich der einzige Gast. Die Wirte sprechen kein Deutsch oder Englisch, aber eine Grande Flasche Aqua bringe ich noch über die Lippen. Man reicht mir 1,5 Liter. Was für ein Genuß doch Wasser sein kann. Die große Flasche ist in einem Zug ausgetrunken...
Dann bekomme ich schönes Mönchsgemach zum nächtigen.
Anschließend besichtige ich das Innere der Klosterkirche mit Wandmalereien und Altar ...
... und Kerzen. Ich muß gestehen, nun da die Alpenüberquerung ohne ernste Zwischenfälle fast hinter mir liegt, zünde auch ich eine Kerze an.
Oberhalb des Klosters sind einige Kreuze aufgestellt, von denen man wunderbar den Sonnenuntergang und das Ende dieser vorletzten Etappe genießen kann.
Santuario del Monte Conche
Wallfahrtskirche von Monte Conche
keine Internetadresse
Tel: +39 -030 530699